Der Horror-Sound: Filmmusik, die Angst macht

10.04.2017
Töne der Angst

© iStockphoto LP. 523872243 comm.

Ein richtig guter Horrorfilm hat auch immer richtig gute Filmmusik. Über die musikalische Untermalung eines Films wird mit Zuschauererwartungen gespielt, Spannung auf- und abgebaut, Gewalt und allgemein jede Emotion verstärkt: Gefahr oder Geborgenheit, Unbeschwertheit oder Angst.

Horrorfilme kommen, bis auf wenige Ausnahmen wie das Blair Witch Project, nicht ohne spannungserzeugende Musikuntermalungen aus. Über die Geräuschebene kann unser Unterbewusstsein mit all seinen persönlichen Erfahrungen, gelernten Klischees und evolutionär verankerten Ängsten angesprochen werden. Man denke dabei nur an die Filmmusik von The Shining oder The Texas Chainsaw Massacre!

Die Tonspur eines Films besteht aus Sprache, Geräuschen, Musik und Atmosphäre – in diesem Artikel widmen wir uns speziell der Filmmusik, die Angst machen soll. Diese lässt sich grob in 5 Kategorien einteilen:

5 Arten von gruseliger Filmmusik in Horror-Movies

1. Originalmusik

Hans Erdmann, der Autor des „Handbuchs der Filmmusik“, komponierte als erster Musik, die extra auf die verschiedenen Szenen von Nosferatu (1922) zugeschnitten war. Er erschuf dafür Themen für verschiedene Personen, Orte und Ereignisse. Zukunftsweisend war auch seine Idee, ein Geräusch aus der Filmszene (eine schlagende Uhr) mit der Filmmusik zu vermischen. Diese Technik wurde bis heute oft wiederholt, z. B. mit dem Klang von Knochenketten in der Originalmusik von The Hills Have Eyes.

Ein weiterer Meilenstein der Originalmusik für Filme war Der weiße Hai. Der Regisseur Steven Spielberg ist davon überzeugt, dass die einfache Tonfolge mit unterschiedlichem Tempo und wechselnder Lautstärke für 50 % des Erfolgs seines berühmten Films zuständig war.

2. Neue Musik

Die meisten Horrorfilme haben gemeinsam, dass die begleitende Musik als unangenehm wahrgenommen wird. Dieser verstörende und aufwühlende Musikstil wird als Neue Musik bezeichnet, deren Entwicklung in den 1920ern begann. Sie verzichtet meist auf herkömmliche Bestandteile der Musik, wie Rhythmen oder Melodien, und erzeugt eher eine Art ungleichmäßigen Klangteppich. Die Wissenschaft vergleicht diese dissonanten, atonalen Töne mit den Warnrufen von Tieren – die in uns noch immer Erregung und Fluchtgedanken hervorrufen.

Diese musikalische Untermalung hat zwei Funktionen: Sie erzeugt eine spannungsgeladene Atmosphäre, und sie kann durch die erzeugte Spannung Gewaltdarstellungen verdeutlichen. So geschehen ist das z. B. in der Duschszene von Psycho, bei der die Messerstiche nicht gezeigt, aber sehr wohl durch die Musik angedeutet wurden. Auch Schläge, Tritte und andere Gewalttaten fühlen sich durch die entsprechenden Klänge für das Publikum noch realer an.

3. Religiöse Musik

Auch geistliche Musik wird gerne verwendet, um kraftvolle Reaktionen im Zuschauer
auszulösen. Diese Musik steht nicht nur für Göttliches oder Frommheit, sondern auch allgemein für die Symbolhaftigkeit des Übermächtigen, dem wir hilflos ausgeliefert sind. Sie symbolisiert also oft auch Geister, Dämonen oder den Teufel selbst.

Mit Elementen aus Orgelspiel, Glockentönen und Chorgesang spielen Filme wie The Fog, Das Omen oder Silent Hill. Oft haben diese Horrorfilme natürlich auch ein religiöses oder übernatürliches Thema. Besonders die Orgel gilt als das Horror-Instrument schlechthin – die Bässe unter 20 Hz kann der Mensch nicht hören, aber sehr wohl fühlen. So wird eine überirdische Macht als spürbar anwesend dargestellt.

4. Kindliche Musik

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Kinder vereinen sowohl eine gewisse Unschuld als auch teilweise Grausamkeit in sich, was sie oft zu zentralen Figuren in Horrorfilmen macht. Durch ihre Unvoreingenommenheit und Neugier stehen sie öfter in Kontakt mit dem Übernatürlichen, bzw. sind selbst von Dämonen besessen.

Als Stilmittel dafür werden in der Filmmusik gerne Spieluhren, Kinderreime und -lieder eingesetzt, wie z. B. in Das Omen. Aber auch ohne die Anwesenheit von Kindern wird die Symbolik von kindlicher Musik genutzt – etwa in Bram Stokers Dracula. Ändert sich die unschuldige Melodie einer Spieluhr, assoziieren wir damit unterbewusst sofort aufziehende Gefahr.

5. Popmusik

Seit den 70er Jahren ist es üblich, nicht mehr auf klassische oder fremdartige Filmmusik zu setzen, sondern bewusst die musikalischen Strömungen der Geschichte zu verwenden, um einen Gegenwartsbezug herzustellen. So muss sich der wieder erwachte Vampir in Dark Shadows beispielsweise mit der Musik der 70er Jahre auseinandersetzen. Auch in der Originalverfilmung und im Remake von The Fog wird Musik gezielt eingesetzt, um das Geschehen für den Zuschauer realer und näher erlebbar zu machen.

Außerdem eröffnet moderne Popmusik, im Gegensatz zu sakralen Gesängen oder klassischer Musik, die Möglichkeit, die Liedtexte (und kulturellen Subtexte) in die Szene miteinzubeziehen, so geschehen in Scream 4.

Welche Filmmusik gruselt Sie so richtig? Hinterlassen Sie gerne einen Kommentar!

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