Berlinale-Chef: „Morgen ist vielleicht alles anders“

12.04.2021

Carlo Chatrian, künstlerischer Leiter der Berlinale, über die Herausforderungen, die ein digitales Filmfestival mit sich bringt.

Interview von: Matthias Greuling

Berlinale-Chef Carlo Chatrian & seine Co-Leiterin Mariette Rissenbeek
© Katharina Sartena

Die diesjährige Berlinale hat Carlo Chatrian von 1. Bis 5. März rein digital über die Bühne gebracht – und zwar exklusiv für Filmeinkäufer und Pressevertreter. Das Publikum soll sich dann im Juni in einer Präsenzveranstaltung an den Filmen erfreuen. Wird das klappen, trotz Pandemie?

Herr Chatrian, die erste digitale Berlinale lief erfolgreich. Wie zufrieden sind Sie, was hat Sie überrascht?

Carlo Chatrian: Es ist ein seltsames Gefühl, aktuell alles digital auszurichten, und zugleich spüre ich, dass es ein unglaubliches Verlangen der Fachbesucher gibt, bei der Berlinale dabei zu sein, auch, wenn sie bloß im virtuellen Raum stattfindet. Die Anzahl der Tweets und Postings zur Berlinale hat mich überrascht, es gibt so viel positives Feedback. Aber nicht nur die Quantität ist groß, auch die Qualität der Auseinandersetzung mit dem Festival vonseiten der Branche, aber auch von der Presse, ist sehr erfreulich. Ich glaube, das ist nicht selbstverständlich. Was mich aber am meisten freut, ist das Gefühl, dass die Berlinale heuer besonders von Menschen umgeben ist, die sich mit dem Festival eng verbunden fühlen.

Haben Sie Ihre Filmauswahl im Lichte der Pandemie unter anderen Gesichtspunkten getroffen? In Radu Judes rumänischem Gewinnerfilm „Bad Luck Banging or Loony Porn“, der während der Pandemie entstand, tragen alle Schauspieler Masken – es ist eben Pandemie, man tut nicht so, als gäbe es sie nicht.

Ja und nein, denn wir erhielten schon zahlreiche Filme, vorwiegend Dokus, die sich mit der Pandemie an sich beschäftigten, zum Beispiel ging es da um den Lockdown und die Auswirkungen auf die Menschen. Aber wir wählten diese Filme nicht aus, weil wir fanden, dass sie nicht zu unserem Konzept passten. Es ist stärker, wenn ein Film das Gefühl einfängt, das herrscht, und nicht nur das Thema repräsentiert. Radu Jude gelingt es in „Bad Luck Banging or Looney Porn“ ganz ausgezeichnet, eine Stimmung einzufangen. Für uns war wichtig, dass wir keine Pandemie-Filmauswahl zusammenstellen, sondern zeitgemäße Stimmen des Weltkinos sichtbar machen.

Im Juni wollen Sie eine physische Berlinale fürs Publikum nachreichen. Glauben Sie wirklich daran, dass diese stattfinden kann?

Wenn ich etwas gelernt habe in dieser Zeit, dann, dass man flexibel bleiben muss. Sollte es nicht möglich sein, die Kinosäle zu bespielen, gibt es noch die Idee, die Berlinale unter freiem Himmel stattfinden zu lassen. Bei einem Open-Air-Festival lassen sich Corona-Maßnahmen sicher leichter umsetzen. Ich will aber jetzt nichts ankündigen, ich glaube, dass der Juni-Termin wahrscheinlich ist. Aber bis dahin sind es noch drei Monate, und das ist während einer Pandemie eine lange Zeit.

© Katharina Sartena

Ist es Festivals wie der Berlinale, aber auch Cannes oder Venedig künftig gar nicht mehr möglich, langfristig zu planen?

Was immer wir heute sagen, kann morgen von der Realität überholt sein. Deshalb müssen wir alle uns an die Realität anpassen. Langfristige Planungen sind bis auf weiteres unmöglich. Alle Festivals müssen damit fertig werden.

Werden wir uns also an digitale Filmfestivals gewöhnen müssen?

Schwer zu sagen, aber immerhin nehmen wir sehr viel Erfahrung mit aus der diesjährigen zweistufigen Festivalausgabe, von der wir viel lernen können. Es läuft besser als gedacht, obwohl die Vorarbeiten kompliziert waren, was Organisation, Struktur und Technik betrifft.

Wie sieht die Zukunft der Festivals und Kinos also Ihrer Meinung nach aus?

Die Zukunft ist immer eine Mischung aus Hoffnung und Ängsten, beides kann einander beeinflussen. Wenn sie mich fragen über die Zukunft: Ich sehe mich im Juni im Kino sitzen. Aber wer weiß das schon? Ich finde es immer besser, das Leben positiv zu sehen.

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