Fake News: Das Geschäft mit der Wut

22.10.2018
Fake News - Das Geschäft mit der Wut

© 2018 iStockphoto LP 871176596

Trump verbreitet sie, Putin arbeitet damit, Populisten aller Lager setzen sie gezielt ein: Fake News. Sie berichten scheinbar Unglaubliches und wecken Wut – meist auf den politischen Gegner. Hinter ihrer Verbreitung stehen vor allem zwei Interessen: Profit und Macht. Das Problem: Fake News bringen beides. Was soziale Medien zur Verbreitung von bewusst lancierten Falschnachrichten beitragen, wieviel eine Auftrags-Wahlmanipulation im Darknet kostet und woran man Fake News erkennen kann, schauen wir uns heute genauer an.

Kindesmissbrauch im Pizzakeller?

Angenommen, in einer Pizzeria betreibt eine mächtige Politikerin einen Kriminellen-Ring, der sich auf Videos von Kindern spezialisiert. Was tut man? Ein 28-Jähriger im Jahr 2016 entschied sich zu handeln. Der „Held“ überfiel eine Pizzeria mit Sturmgewehren bewaffnet um unschuldige Kinder aus der Gewalt von Perversen zu befreien – und fand dort nichts weiter als Pizza. Keine Kinder, keine Verschwörung. Er war auf Fake News reingefallen, deren Ziel es war der US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton politisch zu schaden. Erfolgreich.

Die Bewegung Pizzagate erfreute sich massenhaft Zulauf, es gab sogar organisierte Demonstrationen wie diese:

Wie man in dem Video sehen kann, wehren sich die Demonstrierenden mit Sprüchen wie „Child Abuse is not Fake News“ gegen den Vorwurf Opfer von Falschmeldungen zu sein. Pizzagate hat seine Wurzeln auf der online Chat-Seite 4Chan.

Die Wurzeln der Fake News

Seinen Einzug in den Sprachgebrauch feierte der Begriff „Fake News“ im Jahr 2016 – und er steht in direkten Zusammenhang mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Dabei gab es nämlich so einige Ungereimtheiten – und Fake-News-Berichte häuften sich. Die Frage, ob die Russen bei der Wahl ihre Finger im Spiel hatten und Trump somit ins Amt befördert haben, hängt immer noch wie das Damokles-Schwert über der Trump-Administration.

Russland wird vorgeworfen, die Meinung der US-Amerikaner manipuliert zu haben und zwar durch Fake News wie die des Pizzeria-Porno-Rings. Gleichzeitig wurden jedoch auch fleißig Falschmeldungen aus banalerem Grund als möglicher Wahlbeeinflussung eingesetzt: Aus Profitgier. Denn wie es eben im Internet ist, verdient jede Seite mit Klicks Geld – und dabei ist es komplett egal, ob Wahrheit oder Lüge verkauft wird. Wer viele Leute erreichen will, hält sich dabei an soziale Medien wie Facebook.

Von Facebook zu Fake News

Soziale Netze und Falschmeldungen ergänzen sich perfekt. Das liegt besonders an den Algorithmen der Seiten. So kontrolliert Facebook nicht die Inhalte, die über die Seite vertrieben werden, sondern nur die Menge. Sobald eine Meldung beliebt ist, schlägt Facebook diese weiteren Nutzern vor. Ob sie stimmt oder nicht.

Ein prominentes Beispiel ist das Video der angeblichen „Snowden-Verfolgungsjagd“. Der Whistleblower Edward Snowden wird von den USA als Hochverräter gehandelt. Dass sich deswegen eine Menge Leute für eine actionreiche Live-Verfolgungsjagd mit der Polizei interessieren könnten, dachte sich die Seite We love America auf Facebook.

Die Snowden-Verfolgungsjagd

Da man gerade jedoch keine echte Snowden-Verfolgung zur Hand hatte, musste eine erfunden werden. We love America hat dafür die Verfolgungsjagd im Video unten verwendet und den Ton herausgeschnitten. Dann wurde noch ein großes Gesicht von Snowden in eine Ecke des Videos gesteckt und das Kunststück war gelungen. Innerhalb kürzester Zeit war die Fake News ein Hit auf Facebook und hat massenhaft Klicks generiert.

Rund um den US-Wahlkampf schafften es außerdem immer wieder Fake News in den Nachrichten-Raster von Google. Mit Hilfe der sozialen Netzwerke wussten viele schnell nicht mehr, was echt ist und was fake.

Fake News-Geschäfte im Darknet

Fake News sind mittlerweile ein lukratives Geschäftsmodell geworden. Anbieter verhökern im Darknet ganze Kampagnen, die je nach Preis Wahlmanipulation oder öffentliche Demonstrationen versprechen. Das fand eine Studie der Internet-Sicherheitsfirma Trend Micro heraus. Wer mehr übers Darknet erfahren will, findet hier eine Kurzdoku:

Die Preise von Fake News lassen sich sogar derzeit wie folgt schätzen: Wahlmanipulation kostet um die 350.000 Euro. Die komplette Diskreditierung und Erniedrigung eines Journalisten rund 43.000 Euro. Wer dagegen eine öffentliche Protestaktion auslösen will, muss 170.000 Euro hinblättern. Dass Fake News unter anderem Gewalttaten auslösen, zeigt das Beispiel von Dylan Roof. 2016 lief der damals 21-jährige Amok und richtete ein Massaker unter afroamerikanischen Gläubigen an. Zuvor hatte er gefälschte FBI-Statistiken gelesen. Diese verbreiteten die Lüge, dass besonders viele weiße Frauen von Schwarzen vergewaltigt würden. Roof wurde zum Tode verurteilt.

„Lügenpresse“ und die Folgen

Vor zwei Jahren brandete in Deutschland eine Hasskampagne unter dem Schlagwort „Lügenpresse“ auf, die sich speziell gegen öffentlich-rechtliche Medien richtete. Mittlerweile ist die Wut aber wieder heruntergekocht. Auch wenn das Diskreditieren öffentlich-rechtlicher Medien immer noch ein beliebtes Mittel zur Angst- und Panikmache ist, vertrauen zwei Drittel der Menschen wieder auf öffentliche Nachrichten. Dass die Medien die Öffentlichkeit systematisch hinters Licht führt, glauben nur mehr 13 Prozent, das sind rund 7 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor.

Fast gänzlich verspielt hat das Internet seine Glaubwürdigkeit: Nur rund 3 Prozent der Deutschen halten demnach Nachrichten sozialer Netzwerke für vertrauenswürdig. Um das Vertrauen seiner Nutzer zurückzugewinnen, arbeiten nun viele soziale Medien an der Fake-News-Bekämpfung. So hat Facebook bekannt gegeben, mit bis zu 20 Partnern falschen Videos den Kampf anzusagen.

Fake News erkennen

Fake News zielen auf Emotionen ab. Deshalb ist das Bauchgefühl ein gutes Indiz, um Desinformation zu erkennen. Regt euch etwas extrem auf, ist kühler Kopf gefragt. Fragt euch: Wird hier etwas überzogen oder extrem einseitig dargestellt? Werden hier Einzelfälle verallgemeinert? Prüft zunächst einmal, von wem die Nachricht eigentlich stammt. Checkt dafür zuerst das Impressum der Website oder des Blogs. Fragt euch: Ist der Absender seriös?

Danach folgt der inhaltliche Test. Geht dafür bei Google in den Reiter „News“ und gib einige Stichworte der Meldung ein. Wenn auch andere Nachrichtenportale über das Thema schreiben, dann ist das ein gutes Zeichen. Schaut aber genau: Oftmals werden Informationen einfach per Copy&Paste verbreitet. In einem letzten Schritt kann man schließlich auch Nachrichten-Bilder überprüfen. Fügt das Bild dafür bei Google Bilder ein. Nicht selten stellt sich dabei heraus, dass die Aufnahme gar nichts mit dem Nachrichtentext zu tun hat. Ein sogenannter Hybrid-Fake: echte Bilder mit gefaktem Text.

Aber auch Nachrichtenvideos werden gefälscht. Dieses 1-minütige Video stellt Fake Videos auf die Probe – so kann man wahr von falsch unterscheiden:

 

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