Von der Rennstrecke ins Wohnzimmer: High-Tech bei Sportübertragungen

19.06.2017
Von der Rennstrecke ins Wohnzimmer High-Tech bei Sportübertragungen

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Als eine „Frechheit“ bezeichnet es der österreichische Skistar Marcel Hirscher. Wenn sich das Ausnahmetalent aus Salzburg ärgert, dann hat das einen triftigen Grund. Denn vor zwei Jahren stürzte während des Slaloms im italienischen Madonna di Campiglio eine Drohne ab und verfehlte Hirscher nur um ein Haar. Was für die Fans vor den Fernsehern tolle Bilder bescheren sollte, führte auf der Piste beinahe zum Fiasko. Dies ist auch der Grund, warum Drohnen bei Sportübertragungen nur selten vorkommen. Zudem ist die Technik noch nicht so weit, hochqualitative Fernsehkameras für Live-Übertragungen auf die fragilen Drohnen zu packen.

Sport als Königsdisziplin des Fernsehens

Pfeilschnelle Athleten, schwierige Lichtverhältnisse, spontane Zwischenschaltungen zu Reportern und Interviews – und das alles live. Nicht umsonst gelten Sportübertragungen als die Königsdisziplin des Fernsehens. Funkstrecken und Glasfaserleitungen zwischen mehreren Hotpots einer Sportstätte sowie Satellitenverbindungen bilden dabei das Rückgrat, damit die Bilder in Echtzeit zu den Zusehern gelangen.

Sehen wir uns im Detail an, welche technischen Raffinessen hinter den Bildern stecken, die wir bequem daheim im Wohnzimmer genießen:

Bitte nochmal, aber in Zeitlupe!

Das Prinzip ist alt: Die Bildfrequenz der Aufnahme wird erhöht, die Abspielgeschwindigkeit bleibt gleich. Dabei laufen Bewegungen langsamer ab und durch die hohe Bildfrequenz detailreicher dargestellt. Zeitlupe kommt bei so gut wie allen Sportübertragungen zum Einsatz, da sich damit Siege, Unfälle oder Regelübertretungen eindrucksvoll darstellen lassen.

Die Bildwiederholfrequenz bei Fernsehkameras liegt bei rund 25 Bildern pro Sekunde. Für echte Zeitlupen kommen Hochgeschwindigkeitskameras mit bis zu 4.000 Bildern pro Sekunde zum Einsatz. Allerdings wird in der Praxis nicht immer in dieser Wiederholfrequenz aufgenommen, sondern bei Bedarf hochgerechnet. Man erkennt es an abhackten Bewegungen und flauen Zwischenbildern. Echtes Slow Motion ist flüssig, und je langsamer die Bewegung, desto höher die Bildrate bei der Aufnahme.

Übrigens: Der „Erfinder“ der Zeitlupe im Sport, Tony Verna, ist 2015 im Alter von 81 gestorben. 1963 hatte er die Idee geboren, den Touchdown eines Football-Spiels nochmals in langsamerer Geschwindigkeit abzuspielen.

Kamerakran als (fast) Alleskönner

Gängigste Form sind Kamerakräne, die Kamerafahrten in alle Richtungen ermöglichen. Ob im Stadion, auf der Skipiste oder an der Formel-1-Strecke – Kräne werden fast bei allen Sportübertragungen eingesetzt und liefern saubere, stabile Fahrten.

Skycam – das schwebende Auge

Die Skycam ist ein ferngesteuertes Kamera-System, das meist in Form einer Seilbahn in großer Höhe über Stadien oder Sportstätten gespannt ist und Bilder aus der Vogelperspektive liefert.

Kamera auf „zwei Beinen“: Steadicam

Der Begriff Steadicam bezeichnet ein Tragesystem für Film- und Fernsehkameras. Dabei muss der Kameramann die Kamera nicht aus eigener Kraft halten, sondern sie nur durch seine Bewegungen führen. Zudem balanciert sich das Gerät durch ein Gegengewicht, das häufig aus Monitor und Akku besteht, aus und liefert verwacklungsarme Bilder. Diese Technik kommt dort zum Einsatz, wo Kamerakräne oder stationäre Kameras keinen Platz finden oder wo Bewegung notwendig ist – etwa im Zieleinlauf. Kleine Steadicam-Systeme, etwa für Spiegelreflex-Kameras, haben elektronische Ausbalanciermechanismen.

Beliebte Passagiere: Onboard-Kameras

Wer kennt sie nicht, die packenden Bilder, aufgenommen direkt aus dem fahrenden Formel1-Boliden? Sie geben den Zusehern das Gefühl, selbst im Auto zu sitzen. Insbesondere wenn dazu noch der Boxenfunk ertönt. An einem Formel-1-Wagen gibt es fünf Stellen, an denen sich solche Onboard-Kameras, die nur wenige hundert Gramm wiegen, montieren lassen: an den Spiegeln und den Frontflügeln. Die Rennteams verwenden die Bilder für taktische Entscheidungen und technische Analysen. Und die Sponsoren freut es, denn ihre Logos kommen so noch besser zur Geltung.

Solch eine renntaugliche Kamera kostet mehrere tausend Euro und wird neben der Formel-1 auch bei der Rallye Dakar und bei Motorradrennen verwendet.

Bundesliga in Virtual Reality

Das Bundesliga-Eröffnungsspiel im August 2016 wurde erstmals in VR ausgestrahlt. Die Zuschauer konnten zwischen sieben Kameras wählen, platziert auf den Tribünen, an den Seitenlinien, im Mittelfeld und hinter dem Tor. Virtual Reality vermittelt dabei das Gefühl, als sei man nur Zentimeter vom Geschehen entfernt und kann jeden Spielzug, Freistoß und Angriff „mittendrin“ miterleben. Um das Bundesligaspiel in VR zu sehen, die NextVR-App und ein VR-Headset, wie etwa eine Samsung Gear, notwendig. Die Technologie stammt vom US-Unternehmen Fox Sports und diese spezielle Form der Übertragung im TV erfolgte lediglich in den USA, in Kanada, in Asien sowie in den Niederlanden und Italien. Eine optische Kostprobe auf YouTube (allerdings mit der Mouse zu bedienen), gibt’s hier.

Bisher wurde über Fox Sports in VR ausgestrahlt: Das Autorennen Daytona 500, ein Titelkampf der Premier Boxing Champions (PBC), das Big East College-Basketballturnier und das Golfturnier U.S. Open.

Wie es mit VR weitergeht ist fraglich, denn diese Technologie ist enorm teuer. Die bislang schon kostspieligen Übertragungsrechte von Sportereignissen könnten somit noch weiter in die Höhe getrieben werden.

Replay Technologies: 360-Grad Bilder on demand

Der US-Prozessorhersteller Intel hat im Frühling 2016 um kolportierte 175 Millionen US-DollarReplay Technologies“gekauft. Dieses israelische Unternehmen liefert Sportsendern Panorama-Darstellungen. Mittels „freeD“-Technolgie ist es möglich, Wiederholungen aus fast jedem beliebigen Blickwinkel zu generieren. Dabei kommen mehr als 30 5K-Kameras in Kombination mit leistungsstarken Rechnern zum Einsatz, um ein 3D-Bild zu erstellen. Verwendet wird das bei Basketball- und Football-Spielen in den USA. Wie das aussieht, können Sie auf diesem Video anschauen.

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