Interaktive Spiele – sind das die Filme der Zukunft?

07.05.2018
Interaktive Spiele - die Filme der Zukunft?

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Filme und Spiele verschmelzen immer mehr miteinander. Im Kino sieht man die Ego-Perspektive eines Schauspielers oder minutenlang keinen einzigen Schnitt – alles Elemente, die man zuvor nur aus Spielen kannte. Andererseits kommen nun zunehmend interaktive Videospiele auf den Markt, die durch ihre cineastische Inszenierung auch Filmfans sofort in das Geschehen hineinziehen und intensivste Spielerlebnisse ermöglichen. Werden Filme also zukünftig nur noch am Computer gespielt und der Kinosaal an Bedeutung verlieren?

Spiele als interaktive Filme

Interaktive Filme geben dem Zuschauer das Gefühl, selbst Teil des Films zu sein. Das wird vor allem durch drei besondere Gestaltungsmerkmale des interaktiven Films erreicht:

1. Cineastische Inszenierung als stilistisches Mittel

Mithilfe modernster Technik, insbesondere Motion Capturing, konnten Videospiele in den letzten Jahren immer realistischer und detailgetreuer programmiert werden. Auch die Unterschiede zwischen interaktiven und nicht interaktiven Sequenzen (Cutscenes) sind kaum mehr zu erkennen. Interaktive Filme, aber auch Episoden-Adaptionen von Fernsehserien, weisen sowohl in Hinblick auf die Story als auch bei Kameraposition, Kameraführung, Schnitt, Musik und Darstellung typische stilistische Merkmale von Filmen auf. Auch für Schauspieler ergeben sich durch interaktive Filme neue Betätigungsfelder. So standen etwa Ellen Page und Willem Dafoe für „Beyond Two Souls“ vor der Kamera. Weitere bekannte Beispiele sind etwa Heavy Rain, Her Story oder The Walking Dead von Telltale Games.

2. Der Spieler als Drehbuchautor und Protagonist

Der Spieler hat die Möglichkeit, filmische Szenen selbst interaktiv zu steuern und so zu verändern. Im Unterschied zu herkömmlichen interaktiven Spielen weiß der Spieler bei interaktiven Filmen allerdings kaum etwas über die Charaktereigenschaften und Hintergrundgeschichten der Figuren. Er wird – wie bei einem Film – ohne Hintergrundwissen in die Handlung hineingeworfen, kann aber den Verlauf des interaktiven Filmes aktiv beeinflussen. Kameraeinstellungen und Schnitte sind dabei wie eine Filmszene arrangiert. In Heavy Rain beispielsweise verändert der Spieler Kameraeinstellungen, indem er selbst entscheidet, wohin die Figur blickt. Auch steuert er, wie sich die Figur verhält und was sie als nächstes tun soll. Im Vergleich zu Filmen greift der Spieler also aktiv in das Geschehen ein und bestimmt, wie die Szene gestaltet werden soll.

3. Entscheidungen mit großem Einfluss auf Handlungsablauf

In interaktiven Filmen bestimmt der Spieler somit durch seine Entscheidungen den Ablauf der Geschichte. Im Unterschied zu normalen Games erschwert aber bei interaktiven Filmen die Ungewissheit über das Handeln und die Motive der einzelnen Figuren die Entscheidungsfindung. Auch haben die Entscheidungen in interaktiven Filmen einen wesentlich höheren Einfluss darauf, ob der Spieler eine Sequenz überlebt oder nicht. Trifft der Spieler ungünstige Entscheidungen, kann das Spiel bereits nach zwei Stunden vorüber sein.

Late Shift – Der erste interaktive Kinofilm

2016 wurde mit „Late Shift“ der erste Spielfilm in Kinos präsentiert, der es dem Publikum erlaubte, per App im Kinosaal an vielen Stellen mitzuentscheiden, wie die Story weitergeht. Die Handlung läuft jeweils weiter, während die verschiedenen Möglichkeiten eingeblendet werden – Unterbrechungen gibt es also keine. In vier Stunden konnten 180 Entscheidungen getroffen werden, die zu sieben verschiedenen Enden führten. Je nachdem, welchen Button der Zuschauer in einem kurzen Zeitfenster drückte. Auch Tastaturen oder Touchscreens kamen im Film vor, um Entscheidungen auszulösen. Mit Swipe-Gesten konnte man auch die Kameraperspektive ändern, um Details im Film zu entdecken.

Interaktive Filme in Kino und TV derzeit ein Nischenprodukt

Ob aber auch die Filme der großen Regisseure interaktiv werden, halten viele Kenner der Branche für unwahrscheinlich. Da diese die Handlung nicht aus der Hand geben wollen, würden interaktive Filme in Kino und TV nur ein Nischenprodukt bleiben oder in abgespeckter Form präsentiert werden. Ein gutes Beispiel dafür ist Steven Soderberghs (Traffic, Ocean’s Eleven …) interaktive TV-Serie „Mosaic“. Soderbergh überlässt dem Publikum keine Entscheidung über den Handlungsverlauf, stattdessen kann der Zuschauer über eine App den Kriminalfall aus der Perspektive verschiedener Figuren verfolgen. Bleibt also abzuwarten, ob sich der interaktive Film auch in Kino und TV einen Platz erkämpfen wird.

Immer mehr interaktive Angebote auf Streamingplattformen

Während also interaktive Filme im Kino und TV bislang kaum vertreten sind, sind Streaming-Plattformen umso aktiver. Mitte März startete beispielsweise die Videoplattform Eko die interaktive Web-Serie WarGames, die auf dem Kultfilm mit Matthew Broderick aus den 80er-Jahren basiert. Hinter der Produktion steht Sam Barlow, der sich mit seinem preisgekrönten interaktiven Film „Her Story“ im Jahr 2015 einen Namen gemacht hatte. Playstation bietet ebenfalls bereits interaktive Filme an, z. B. die neue Krimi-Playlink-Reihe „Hidden Agenda“ von Sony. Und auch Netflix arbeitet aktuell daran, sein interaktives Angebot, das bislang nur für Kinder zur Verfügung stand, um interaktive Filme und Serien für Erwachsene zu erweitern.

Erste Experimente mit interaktiven Filmen in Virtual Reality

Es gibt bereits auch einige spannende Experimente für interaktive VR-Filme, die Zuschauer verstärkt in die Handlung des Films miteinbeziehen. Die Interaktionsmöglichkeiten gehen dabei über das hinaus, was bisher in einem VR-Film mit mobilem Headset möglich war – von Objekt-Interaktionen (z.B. Knopf drücken, Handy als Taschenlampe) über Dialoge mit anderen Personen in der virtuellen Welt bis hin zu Handlungen und Entscheidungen, die den Verlauf der Story beeinflussen. Hier einige Beispiele: Found, Broken Night, Zena, Kobold oder Sky Kraken.

Fazit: Interaktive Spiele als Filme der Zukunft

Die digitale Revolution und Vernetzung der Welt verändert sowohl Angebot als auch Nachfrage in der Welt des Films. Zum einen ermöglichen technologische Entwicklungen neue interaktive Filmformate, zum anderen hat sich auch das Konsumentenverhalten der Zuschauer verändert. Denn insbesondere die jüngere Generation ist es gewohnt, interaktiv zu agieren und möchte auch bei Filmen mitbestimmen. Es sieht zwar im Moment noch nicht danach aus, dass wir Blockbuster in nächster Zukunft selbst spielen und Kinos obsolet werden. Im Onlinebereich hingegen zeichnen sich durchaus interessante Entwicklungen ab, die noch viel Spielraum nach oben offenlassen.

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