„Wir stiften Identität“

27.10.2020
Liebe war es nie - Jüdisches Filmfestival
„Liebe war es nie“ © Jüd. Filmfestival

Das Jüdische Filmfestival Wien 2020 zieht, trotz starker Corona-Einschränkungen, eine positive Bilanz.

Fulminant war die Stimmung trotzdem, als am 21. Oktober in Wien das Jüdische Filmfestival zu Ende ging. Zwar hatte Corona den Veranstaltern gewaltige Auflagen aufgezwungen, aber am Ende zählte vor allem, dass das Festival überhaupt stattfinden konnte. „Bei uns standen in diesem Jahr die Filme im Mittelpunkt“, resümiert Gründer und Festivaldirektor Frédéric-Gérard Kaczek, der inzwischen 28 Festivalausgaben geleitet hat.

Seit 1991 ist das Festival ein fixer Bestandteil der Wiener Festivalszene, so außergewöhnlich wie in diesem Jahr war aber noch keine Ausgabe. „Ich musste die Leute fragen, ob sie im gleichen Haushalt leben, wenn sie zwei Karten nebeneinander haben wollten“, berichtet Kaczek aus dem neuen Festivalalltag. „Wir wollen das sehr genau handhaben, denn als Veranstalter sind wir für die Sicherheit verantwortlich“.

Festival Direktor Kaczek und rechte Hand Jelinek - Jüdisches Filmfestival
Festival-Direktor Kaczek und „rechte Hand“ Jelinek. – © Jüd. Filmfestival

Das bestätigt auch Rita Jelinek, Kaczeks „rechte Hand“ beim Festival, die vor allem die Organisation des Events leitet. Der Publikumsandrang war ordentlich, jedoch: „Wir durften die Kinos zu maximal zwei Drittel füllen, meistens aber sind sie nur zu 50 Prozent voll. Die Leute sind vorsichtiger geworden“, sagt Jelinek.

Reißt die Mauern nieder!

Als Motto verordnete man sich 2020 den Satz „Tear Down the Walls!“ (Reißt die Mauern nieder!), der „als Plädoyer für eine von geistigen Mauern befreite, humanistische Gesellschaft sowie als Mahnung gegen Ausgrenzung und menschenverachtende Diskriminierung“ gedacht war, „nicht als Aufforderung, die Masken abzunehmen“, lacht Kaczek. „Wir wollten bewusst aufzeigen, wo es Mauern gibt in unserer Gesellschaft.“

Auch Corona ist so eine Mauer, denn die Pandemie verunmöglichte dem Festivalteam, Gäste und Regisseure aus fernen Ländern in Wien willkommen zu heißen. „Es ist nun einmal nicht dasselbe, wenn man mit jemandem über eine Videowall kommuniziert“, sagt Jelinek. „Das Soziale am Kino geht halt verloren“, ergänzt Kaczek. „Man kann nicht mehr rumstehen und plaudern“.

Eine Absage war allerdings zu keinem Zeitpunkt eine Alternative, ebensowenig wie eine rein digitale Ausgabe der Filmschau. „Ich bin ein überzeugter Mann des Kinos“, sagt Kaczek, von Beruf eigentlich Kameramann und als solcher ein Verfechter der großen Leinwand. „Deshalb wollte ich das Festival physisch durchführen und nicht virtuell. Die Filme, die wir zeigen, erhalten oft keinen regulären Kinostart. Sie sind also auch ein soziales Ereignis, das man hochhalten muss“.

Oscars® und Erinnerungen

Und genau das hat das Jüdische Filmfestival heuer wieder getan. Im Fokus der Schau stand das Jubiläum 75 Jahre Kriegsende ebenso wie die Erinnerung an wichtige Protagonisten eines Kinos, das jüdische Lebenswelten thematisiert. Dazu gehören Filme wie „Determined: The Story of Holocaust Survivor Avraham Perlmutter“, die eine aufregende Lebensgeschichte, ausgehend von Wien und mit einem Ende beim Technik-Oscar in den USA erzählt.

Die Doku „Liebe war es nie“ analysiert eine fragwürdige „Liebe“ im KZ zwischen einem SS-Mann und einer jüdischen Gefangenen. Der Film startete gleich nach dem Festival auch regulär im Kino.

Made in Ausschwitz - Jüdisches Filmfestival
„Made in Auschwitz“ © Jüd. Filmfestival

„Made in Auschwitz: The Untold Story of Block 10“ beschreibt wiederum brutale, menschenverachtende Medizinversuche an Frauen, deren Durchführer noch heute als Forscher Anerkennung findet. Filmische Erinnerungen gab es unter anderem an Hannelore Elsner, Kirk Douglas, Ennio Morricone oder Arthur Brauner.

Die Filmschau will immer auch jüdisches Leben in all seinen Ausformungen thematisieren, sieht sich aber auch als identitätsstiftend. „Unser Festival ist wichtig, weil es stärkend wirkt, aber es wächst auch der Antisemitismus in der Gesellschaft und in den Medien“, sagt Kaczek. „Und deshalb reagieren wir auch in unserem Programm auf die Zunahme von Ausgrenzung und Hassbotschaften, das ist durchaus politisch motiviert“. Die Mission ist durchaus als erfüllt zu betrachten, auch, wenn es diesmal durch die Corona-Regeln viel weniger Zeugen dafür gibt.

Falls ihr noch mehr Infos zum Festival haben wollt.

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