Wie viel sollten Kinder fernsehen? 5 Regeln für den TV-Konsum

02.10.2014

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Kinderfernsehen ist allgegenwärtig: Alleine im deutschsprachigen Raum gibt es ca. 15 verschiedene Kindersender. Manche davon strahlen rund um die Uhr ihr Programm aus. Da fragt man sich: Wie viel TV ist eigentlich für welches Alter angemessen? Wir verstehen es ja: Fernsehen ist ein einfaches und billiges Mittel, um Kinder zu beschäftigen und mal eine halbe Stunde Ruhe einkehren zu lassen. Aber zu viel zu fernsehen hat größere Auswirkungen auf die Kleinen, als wir denken!

Übermäßiger TV-Konsum vergleichbar mit Eisenmangel

Studien belegen, dass Kinder, die zu viel fernsehen, anfälliger für Lernschwierigkeiten, Sprachdefizite, Verhaltensauffälligkeiten und Schlafstörungen sind. Gesundheitliche und soziale Folgen zeigen sich schon mit 10 Jahren: Kinder, die in frühen Jahren mehr als 2 Stunden täglich fernsahen, hatten in diesem Alter eher Lernschwierigkeiten (vor allem in Mathematik) und litten an Bewegungsmangel und Übergewicht.

„Die frühe Kindheit von 2 bis 4 Jahren ist eine entscheidende Zeit für die Entwicklung des Gehirns und die Entstehung von Verhalten“, erläutert die Psychologin Linda S. Pagani von der Universität Montreal, die eine Langzeitstudie an über 1.300 Kindern durchführte. Auffällig war auch, dass die betroffenen Kinder mehr soziale Schwierigkeiten hatten und öfter gehänselt wurden, am Wochenende weniger aktiv waren und häufiger naschten.

Je mehr Fernsehen pro Tag, desto schlechter! „Bei drei Stunden Fernsehkonsum pro Tag erhöht sich die Quote der Sprachstörungen bei Schuleintritt um 50 Prozent. Bei über vier Stunden verdoppeln sich die grobmotorischen Auffälligkeiten sowie auch die visuomotorischen Probleme“, berichtet Robert Schlack, der am Robert-Koch-Institut die KiGGS-Studie durchführte.

1. Die optimale Dauer

Im Durchschnitt sehen unsere Kinder 98 Minuten täglich fern. Und für ein Drittel ist Fernsehen das Wichtigste im Leben: 32 % der Kinder nannten in einer Umfrage den Fernseher als erstes Objekt, das sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden. An die Eltern dachten dabei 3 %, an Essen und Trinken nur 1 %… Pro Jahr sehen unsere Kinder 120 Stunden Zeichentrick, 56 Stunden Informationen (auch die täglichen Talk-Shows), 54 Stunden Werbung, 40 Stunden Unterhaltung (auch Krimi-Serien) und 12 Stunden Sport (auch Wrestling).

0-2 Jahre

Kinder unter 2 Jahren sollten laut Experten überhaupt nicht fernsehen. Sie sind noch viel zu sehr mit sich selbst und ihrer unmittelbaren Umgebung beschäftigt und können die Fernsehinhalte nicht verarbeiten. Außerdem ist der Hörsinn in diesem Alter ausgeprägter als der Sehsinn. Kleinkinder begreifen die Welt um sich herum auch durch ihren Tastsinn – oft sieht man, wie sie den Bildschirm und die Figuren darin berühren wollen. Sie verstehen nicht, dass diese nicht zur realen Welt gehören. Die Körpererfahrung ist beim Fernsehen außer Kraft gesetzt. Gerade für Säuglinge, die von ihrer Umwelt Reaktionen brauchen (z.B. ein Fläschchen, wenn sie schreien), ist der Fernseher, der nie reagiert, problematisch.

Empfohlener TV-Konsum: 0-20 Minuten

Tatsächlicher TV-Konsum: 58 Minuten

3-5 Jahre

Kinder im Kindergartenalter sollten maximal 30 Minuten täglich fernsehen. Sie können Fantasie und Realität noch nicht unterscheiden und erleben alles, was sie mitbekommen, als real. Kindergartenkinder können schon kurze Handlungen verfolgen, sollten aber vor Überforderung geschützt werden. „Kinder zwischen drei und fünf Jahren fürchten sich oft vor Dingen, die für sie ungewohnt sind. Zum Beispiel empfinden sie jemanden als furchteinflößend, der ungewohnte Kleidung trägt oder außergewöhnlich aussieht „, meint Harald Tegtmeyer-Metzdorf vom BVKJ.

Empfohlener TV-Konsum: 30 Minuten

Tatsächlicher TV-Konsum: 75 Minuten

6-9 Jahre

Für Volksschulkinder empfiehlt sich ein täglicher TV-Konsum von 60 Minuten. Sie können noch immer nicht zweifelsfrei zwischen Realität und Fiktion unterscheiden, werden von einer Handlung aber nicht mehr so stark überwältigt – vorausgesetzt, sie sind in der Realität emotional stabil verankert. Trotzdem sollten vor allem Gewaltbilder vermieden werden. Kinder in diesem Alter saugen alles in sich auf – Positives wie Negatives. Gewaltszenen können dadurch belastend wirken und zu Schlafstörungen führen. Kinder bis 10 Jahre können außerdem die Handlung eines Films noch nicht nachvollziehen – sie hüpfen nur von Bild zu Bild.

Empfohlener TV-Konsum: 60 Minuten

Tatsächlicher TV-Konsum: 92 Minuten

10-13 Jahre

Erst im Mittelschul-Alter können Kinder verlässlich unterscheiden, was Realität und was Fiktion ist. Trotzdem sollten Kinder zwischen 10 und 13 maximal 90 Minuten täglich fernsehen: Sie nehmen das unwirkliche Geschehen genauso ernst wie real Erlebtes. Spätfilme und Nachrichten überfordern sie noch immer.

Empfohlener TV-Konsum: 90 Minuten

Tatsächlicher TV-Konsum: 108 Minuten

2. Der richtige Zeitpunkt

Nicht nur die Dauer, sondern auch der Zeitpunkt des täglichen Fernsehens sollte beachtet werden: Experten empfehlen, nicht morgens vor der Schule, rund um die Mahlzeiten oder abends fernzusehen. Am besten ist, wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Kind das Fernsehprogramm für eine Woche aussuchen (sozusagen als Fernseh-Stundenplan) oder feste Regeln einführen: Wenn die Hausübung erledigt ist, darf eine Folge der Lieblingsserie geschaut werden.

Fernsehen vor dem Schlafengehen ist besonders problematisch, da Ihre Kleinen dadurch geistig stimuliert werden und nur schlecht zur Ruhe kommen. Einschlafschwierigkeiten, Albträume und Müdigkeit am Tag sind die Folgen. Nach 19 Uhr sollte der Fernseher generell abgedreht werden, bis die Kinder im Bett sind. Und: Kinder mit eigenem TV-Gerät sehen täglich 40 Minuten länger fern als andere Kinder und schlafen erwiesenermaßen schlechter. Kinder unter 12 Jahren sollten möglichst keinen Fernseher im Zimmer haben!

3. Das geeignete Programm

Sie sollten nicht nur im Auge behalten, wann und wie lange Ihre Kinder fernsehen, sondern auch, was da genau über den Bildschirm flimmert. Die Plattform Flimmo untersucht TV-Inhalte für Kinder zwischen 3 und 13 Jahren auf ihre Tauglichkeit für altersgerechtes Fernsehen und bringt auch eine eigene Zeitschrift zum Thema heraus. Auf www.flimmo.de können Sie täglich die Empfehlungen für das Kinderfernsehen des aktuellen Tages nachlesen, außerdem Tipps zur Fernseherziehung, zu neuen Kinofilmen uvm.

Diese Kindersendungen sind aus pädagogischer Sicht empfehlenswert:

4. Vorsicht vor Überforderung!

Kinder können von spannenden, schnellen oder lauten TV-Inhalten leicht überfordert werden – ziehen sich aber nicht selbständig aus der Situation zurück! Sie können und wollen noch nicht auf Distanz zu ihrer Umwelt gehen und gehen neugierig auf alles zu, was die Welt ihnen bietet.

An der körperlichen Reaktion können Sie eine solche Überforderung erkennen: Ihr Kind beisst vielleicht während des Fernsehens auf den Nägeln oder Haaren, hält sich die Augen oder Ohren zu oder versteckt sich unter der Decke. Experten empfehlen, Kinder nie alleine fernsehen zu lassen: So kann man bei unpassenden Szenen eingreifen oder Fragen beantworten, wenn das Kind sich mit einem Inhalt auseinandersetzen möchte. Schauen Sie die Sendung gemeinsam zu Ende, da sich meistens alles zum Guten wendet, und lassen Sie Ihr Kind die Situation dann in einem Gespräch, Bild oder Rollenspiel verarbeiten.

5. Sprechen Sie über die Inhalte

Begleitetes Fernsehen, bei dem Sie für Fragen und Austausch zu den Fernsehinhalten zur Verfügung stehen, hilft Kindern besser beim Verarbeiten des Gesehenen. Auch über Stereotypen und unrealistische Schönheitsideale sollte gesprochen werden – schließlich werden diese unseren Kindern schon in Zeichentrickserien vermittelt. Während Bibi Blocksberg beispielsweise eine realistische Figur hat, könnte Kim Possible mit ihren Proportionen unmöglich existieren. Und während Kinder mit Krankheit oder Behinderung 10 % aller Kinder ausmachen, kommen sie im Fernsehen praktisch gar nicht vor – genauso wie ethnische Minderheiten. Weiße, wohlhabende Familien sind im Kinderfernsehen noch immer überrepräsentiert! Auch die suggestive Wirkung von Werbung verstehen Kinder nicht.

Auch die unrealistischen Schönheitsideale können einen negativen Einfluss auf die Kinder haben.

Klären Sie Ihre Kinder über solche Themen auf und nehmen Sie aktiv an ihrem Fernsehkonsum teil. Bedenken Sie vor allem auch Ihre Vorbildwirkung: Lassen Sie das TV-Gerät nicht nebenbei laufen, konsumieren Sie TV selbst nur bewusst und seien Sie bei der Durchsetzung Ihrer Regeln konsequent! Mehr Infos zum Thema finden Sie auch auf www.schau-hin.info.

Vielfältiges Kinderfernsehen in HD

Mit unseren 5 Regeln für den Fernsehkonsum im Hinterkopf spricht nichts gegen ein wenig TV-Unterhaltung. Super RTL HD, Nickelodeon HD, KiKA HD, Disney XD HD, Disney Junior HD, Boomerang HD, Cartoon Network HD, Disney Cinemagic HD und Disney Channel HD senden z.B. alle in HD-Qualität. Und auch Erwachsene genießen ab und zu mal einen guten Kinderfilm! 😉

Viel Spaß beim Fernsehen mit Ihren Kindern!

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