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Internet und soziale Medien haben auch in der Fernsehwelt Einzug gehalten. Neue technologische Möglichkeiten verändern das Fernsehverhalten des TV-Publikums und beeinflussen damit das Fernsehprogramm und Angebot der Sender. Welche Trends sich hier aktuell abzeichnen und wie sich diese auf das Fernsehprogramm in den kommenden Jahren auswirken wird, zeigen wir Ihnen hier in einem kurzen Überblick.
Trend zum “second screen” oder “zweiten Bildschirm”: Social-TV
„Second screen“ bedeutet die parallele Nutzung eines zweiten Bildschirms zum laufenden Fernsehprogramm, wie etwa Smartphones, Tablets oder Laptops. Einer deutschen Studie zufolge nutzen etwa die Hälfte der Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren neben dem Fernsehen einen zweiten Bildschirm, um zusätzliche Informationen aus dem Internet abzurufen oder sich mit Freunden via Twitter, Facebook und Co. über das Fernsehprogramm auszutauschen.
Vom Second Screen zum Social-TV
Diesen Trend zum „zweiten Bildschirm“ greifen immer mehr Sender auf, indem sie spezielle, medienübergreifende Second-Screen-Fernsehprogramme anbieten, die den Zuschauern während laufender Fernsehsendungen den Austausch über Social Media und Apps mit anderen Zuschauern, oder aber auch mit dem Sender, ermöglichen.
Social-TV Sendungen können parallel zur Ausstrahlung auf Twitter und Facebook von den Zuschauern diskutiert und bewertet, es kann mitgestimmt und mitgespielt werden oder es werden vielfältige Informationen wie etwa zu Schauspielern, Hintergründen oder Themen bereitgestellt.
Programmformate der Zukunft
So bietet etwa RTL eine App an, in der zusätzliche Informationen zum laufenden Fernsehprogramm parallel abgerufen werden können. Der ORF bot erstmals während der Ski-WM 2013 in Schladming eine Second-Screen Lösung an, die zusätzliche Kameraeinstellungen und Daten über das Geschehen zur Verfügung stellte. In den USA ist es bei großen Sportveranstaltungen bereits Standard Hashtags während der Live-Übertragung einzublenden – das Event findet damit zeitgleich auf Twitter und Co statt.
Social-TV Fernsehprogramme wie „Voice of Germany“, „Got to dance“, „Berlin Tag & Nacht“ oder die von ARTE ins Leben gerufene Serie „About: Kate“ sind erfolgreiche, zukunftsträchtige Programmformate, die bereits ein hohes Maß an Interaktivität erreicht haben. Die erfolgreichste TV-Show im deutschsprachigen Social-TV des ersten Halbjahres 2014 ist die ProSieben-Sendung Circus HalliGalli mit mehr als 6 Millionen Beiträgen in Facebook und Twitter.
Trend zum nicht-linearen Fernsehen: Mediatheken, Pay-TV und Videoportale
Zuschauer nutzen immer mehr die Möglichkeit, den Zeitpunkt selbst zu bestimmen, wann sie TV-Angebote nutzen möchten. Mediatheken, Videoportale, Pay-TV, HD-TV oder Media-Receiver machen es möglich, über das Fernsehgerät oder mobile Geräte Fernsehangebote zu beliebigen Zeitpunkten abzurufen. Fernsehinhalte werden also immer weniger dann gesehen, wenn es das Fernsehprogramm eines Senders vorsieht.
Ein Beispiel aus den USA verdeutlicht diesen Trend: In den vergangenen Jahren ging der Konsum von Live-TV, also linearem Fernsehen entsprechend dem Fernsehprogramm des Senders, von 89 auf 80 Prozent zurück, während Fernsehen über Internet-Streaming von 4 auf 11 Prozent anwuchs.
Fast alle TV-Sender haben daher ihre Angebotspalette dahingehend erweitert, ihre Sendungen in Mediatheken auch online zur Verfügung zu stellen. Wenn Sie also eine Sendung verpasst haben, haben Sie gute Chancen, diese über die Mediathek des jeweiligen Senders doch noch ansehen zu können.
Trend zur Eventisierung: Fernsehevents, über die das ganze Land spricht
Der Trend zum Social-TV scheint auch den Trend zur Eventisierung im Fernsehen zu forcieren. Sender setzen auf Formate, die Events im Fernsehen schaffen, über die das ganze Land spricht. Eurovision-Song-Contest, Super-Bowl oder Fußball-WM seien hier nur beispielhaft genannt. Diesem Trend will etwa RTL in immer mehr Genres folgen, also nicht nur in Sport oder Show, sondern auch in Fiction oder Information.
Trend zur Personalisierung des Fernsehprogramms: Ihr persönlicher TV-Butler
Die Vernetzung von Internet und Fernsehen wird es in naher Zukunft möglich machen, den TV-Nutzer bei der Auswahl seines Fernsehprogramms zu unterstützen. Wenn Sie also beispielsweise gerade Ihren Urlaub in Spanien planen und sich im Internet dazu Informationen holen, wird Ihnen Ihr „TV-Butler“ eine Liste von aktuellen TV-Beiträgen dazu einspielen.
Fazit:
Das Zeitalter des mobilen und interaktiven Fernsehens hat begonnen. Darf man den Worten Brian Sullivans, CEO Sky Deutschland, glauben, dann „wird Ihnen das Fernsehen der Zukunft Ihr Fernsehprogramm passend zu Ihren Vorlieben und Stimmungen vorschlagen, die gleichzeitige Kommunikation mit Freunden ermöglichen und vom Ausstrahlungsgerät unabhängig sein“.