„Das alte Hollywood ist tot“

20.04.2020

Al Pacino wird 80. Der Hollywood-Superstar trauert den guten, alten Zeiten nach.
Interview: Matthias Greuling

© 1992 Universal City Studios, Inc. All Rights Reserved.

Wenn ein Superstar wie Al Pacino den Raum betritt, dann strahlt dieser trotz seiner kleinen Körpergröße von gerade einmal 170 Zentimeter eine gewisse Größe aus: Der 1940 in New York geborene Schauspieler mit italienischen Wurzeln hat ein Auftreten, das selten geworden ist in Hollywood und das einem Respekt abverlangt. Trotzdem Pacino am 25. April stolze 80 Jahre alt wird, ist ihm der jugendliche Schelm nicht aus dem Gesicht gewichen – und gerade erst durfte er in Martin Scorseses „The Irishman“ zeigen, wie brillant er auch im hohen Alter noch spielen kann.

Zum Interview erscheint Pacino mit Sakko, offenem Hemd und Schal. Sieht sehr lässig aus.

Mr. Pacino, legen Sie eigentlich Wert auf Ihre Kleidung?

Al Pacino: Nicht wirklich. Ich bin echt schlecht darin, mir meine Garderobe zusammenzustellen. Das lasse ich meistens meine Freundin machen (lacht). Ich habe keinen Geschmack. Ich habe zwar ein paar Smokings, aber die werden nur bei Anlässen ausgepackt.

Wenn Sie zum Beispiel einen Oscar gewinnen. So wie 1993 für „Der Duft der Frauen“?

Ja, damals brauchte ich so was. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Du stehst da oben, und die ganze Welt sieht dir zu. Es ist fast, wie wenn du eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gewinnst. Der Unterschied ist: Du musst für den Oscar nicht zum 100-Meter-Lauf antreten, sondern hast nur einen Film gedreht.

© 1992 Universal City Studios, Inc. All Rights Reserved.

Was geht einem durch den Kopf, wenn nach „The Oscar goes to …“ der ­ eigene Name verlesen wird?

Es ist in diesem Moment unmöglich, auszudrücken, was Sie ausdrücken wollen. Sie finden keine Worte und wissen in diesem Moment noch nicht, wie Sie sich dabei fühlen, das kommt erst später. Ich war damals in der Mitte von Dreharbeiten und stand unter Zeitdruck. Nach der Verleihung steckte man mich sofort in einen Privatjet, und am nächsten Tag war ich schon wieder am Set. Ich glaube, ich habe nicht ein einziges Interview nach dem Oscar gegeben. Ich durfte nicht mal auf eine Oscar-Party! Was ist denn das bitteschön für ein Mist? (lacht)

Wie kreiert man eine oscarreife Performance? Was ist Ihr Rezept?

Als Schauspieler ist man immer am Beobachten. Man saugt möglichst viele menschliche Verhaltensweisen in sich auf. Ab einem gewissen Alter hat man da natürlich viel mehr Erfahrungsreichtum, aus dem man schöpfen kann. Das sollte intuitiv passieren. Man muss zulassen, dass die eigenen Instinkte die Situation einschätzen können, dann wird eine Performance gut. Wenn ich ganz ehrlich bin, gelingt das selten. Man versucht als Schauspieler die ganze Zeit, das Schauspielen aus einer Szene heraus­zubekommen, damit es realistischer wirkt, und man scheitert dabei sehr oft.

© 1989 Universal City Studios, Inc. All Rights Reserved.

Sie werden 80 und haben eine lange, denkwürdige Karriere gehabt. Werden Sie nostalgisch, wenn Sie an frühere Erfolge zurückdenken? An den „Paten“ zum Beispiel?

Oh ja, ich werde nostalgisch, weil ich komplett den Überblick über meine Karriere verloren habe. Ich habe ja keine Ahnung mehr, wo ich überall mitgewirkt habe! Ich war ein Teil dieser 70er-Jahre-Ära, die sich erst im Rückblick als eine Ära dargestellt hat. Die Zeit war einzigartig in der Filmgeschichte.

Hat Hollywood sich seither sehr verändert?

Und wie! Das alte Hollywood, wie ich es noch kannte, ist tot. Es existiert schon lange nicht mehr. Früher war das eine Gemeinschaft von Künstlern und Kreativen, die dort wirklich tolle Geschichten erzählt haben. Heute ist das leider alles dem finanziellen Interesse großer Medienkonzerne gewichen. Die interessieren sich nicht mehr für Filme, sondern nur mehr für Geld. Und andererseits pressen sie die Filme heute auf kleine Silberscheiben oder man streamt sie über das iPhone. Das ist doch bitte keine vernünftige Art, sich ­einen Film anzusehen! Was sieht man schon am iPhone? Nichts!

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