Naturdokus: Ein Blick hinter die Kulissen

29.07.2019
Naturdokus: Ein Blick hinter die Kulissen
© 2019 iStockphoto LP 1087028804

Der Sturzflug eines Adlers auf seine Beute und das Muskelspiel eines Gepards im Sprint: Bilder wie diese kennt jedes Kind. Zwar nur selten aus freier Wildbahn, aber immer aus dem Fernsehen. Naturdokus bringen uns die wilde Schönheit der Flora und Fauna ins Wohnzimmer. Aber wie entstehen diese Filme eigentlich? Wird der Flug der Wolken im Zeitraffer für jede Doku neu gedreht – oder liegt das Filmmaterial in einem Archiv auf? Und was kostet so ein Film?

Wir beobachten heute mit euch die Naturfilmer in ihrem natürlichen Lebensraum – viel Spaß!

Auftrag und Eintrag: die Kosten

Wie jeder Spielfilm braucht auch eine Dokumentation einen Auftraggeber: das sind meistens Fernsehsender wie Servus TV mit der gefeierten Dokureihe Terra Mater oder Anbieter wie Streamingplattformen (Netflix). Mindestens drei Leute werden jedenfalls für einen Dreh angestellt: Regie, Kamera und Ton sind immer dabei. Die Planung des ganzen Films muss sich dabei natürlich an die Finanzierung halten: am Ende des Tages ist das Budget für Naturdokus weitaus kleiner als für Spielfilme. Eine Doku in Spielfilmlänge von rund 90 Minuten verschlingt zwischen 200.000 bis 500.000 Euro. Viel Geld – allerdings relativiert sich der Eindruck, wenn man die Drehdauer berücksichtigt: mindestens zwei Jahre wird im Schnitt an einer klassischen Dokumentation gefilmt. Für Doku-Serien laufen deswegen oft mehrere Projekte nebeneinander.

Genaue Planung ist Pflicht

Bevor das Filmen überhaupt losgeht, arbeiten Regie und Crew oft Monate an den Vorbereitungen. Geeignete Drehorte müssen ausgeforscht werden. Geschützte Plätze wie Naturreservate sind obendrein auch für Dokumentarfilmer nicht beliebig zugänglich. Genehmigungen müssen eingeholt werden. Und dann natürlich der Drehplan, die Story des Films. Flora und Fauna muss man in diesem Stadium intensiv studieren. Denn ein böses Erwachen gilt es zu vermeiden: so verbringt zum Beispiel niemand gerne zwei Tage frierend auf 1.800 Metern Höhe, wenn die gesuchten Gämse in dieser Gegend und Jahreszeit am liebsten auf 2.200 Metern herumklettern – Fehler können schnell teuer werden.

Fiktion und Dokumentation

Dokumentarfilme können spannend sein wie ein Krimi. Gerade deswegen ist oft nicht klar: ist alles vor der Kamera komplett echt – oder steht die Handlung in einem Skript? Der Unterschied zwischen Fiktion und Dokumentarfilm liegt tatsächlich nur in der Definition: Dokus haben den Anspruch „echt“ zu sein. Dabei bedeutet Echtheit möglichst große Übereinstimmung zwischen der Darstellung einer Tatsache und ihrer Realität. Und dennoch folgt jede Doku ihrer eigenen Dramaturgie: traurige Musik, schnelle Schnitte und eine eindringliche Moderation tragen zur Spannung bei und überspitzen die Realität. Diesem Ziel dienen auch die wichtigsten technischen Hilfsmittel der Naturdokus. 

Die Tricks der Naturfilmer

Ein Kolibri schlägt rund 45 Mal in der Sekunde mit den Flügeln: ein Naturschauspiel, das unmöglich mit dem bloßen Auge festhaltbar ist – besonders bei einem Vogel von der Größe eines Spatzen. Hier müssen ganz besondere Technologien hinzugezogen werden – die wir in abgespeckter Version von unseren Handykameras kennen: die Zeitlupe. Mit 100-mal mehr Aufnahmen in der Sekunde als eine normale Kamera, sind die 45 Flügelschläge plötzlich ziemlich langsam zu beobachten: nun schlägt das Tier alle zwei Sekunden mit den Flügeln. Hier der fantastische Anblick:

Neben extrem schnellen Ereignissen gilt es auch besonders langsame Prozesse festzuhalten. Eine aufbrechende Enzianblüte entfaltet ihren Kelch zum Beispiel im gemütlichen Zeitraum von mehreren Tagen. Ein Fall für den Zeitraffer. Nur eine Kamera die über Stunden oder Tage regelmäßige Bilder und Videos macht, kann eine Enzianblüte beim Öffnen oder das bedrohliche Schauspiel eines tosenden Gewitters festhalten. Schaut selbst:

Mit einem Teleobjektiv kann man riesige Entfernungen in High Definition überbrücken: es gehört zur Standard-Ausrüstung und bringt fantastische Nah-Aufnahmen. Doch manchmal klappt die Fernaufnahme nicht ganz – wenn das Motiv nämlich wie in diesem Video einfach direkt auf den Fotografen zu stapft. Für ein „natürliches“ Bild muss der Kameramann diesen Eisbären selbst verscheuchen:

Das Bild: Kopieren verboten 

Sobald alle Aufnahmen im Kasten sind, kommen sie in den Schnitt: Szenen müssen zusammengefügt werden, Übergänge gestaltet werden – aber was, wenn eine Szene nicht brauchbar ist? Kann man nicht einfach eine Stelle aus anderen Naturdokus verwenden? Die Antwort ist: Nein. Solche Fragen regelt das Urhebergesetz: nur unter Kennzeichnung und niemals aus optischen Gründen darf man solche „Zitate“ verwenden. Will man aber zum Beispiel die Veränderung eines Küstenstrichs durch einen Vergleich zeigen, dann ist ein Zugriff auf altes Filmmaterial erlaubt: schließlich kann man nicht in der Zeit zurückreisen.

Der Ton: „Schummeln“ erlaubt

Nicht immer kann man den Balzruf eines Birkhuhns oder das Knurren eines Leoparden gleich mit dem Bild aufnehmen. Besonders wenn mit Teleobjektiv gefilmt wird – die Geräusche sind in diesem Fall schlicht zu weit weg. Aber das ist kein Problem: im Tonstudio kann aus einem großen Archiv natürlicher Töne ausgewählt werden – das ist nämlich im Gegensatz zum Bildmaterial voll in Ordnung. Aber nur, wenn es wirklich sein muss: Am authentischsten ist die Arbeit mit dem Original. Auch die Musik, die wir bei Naturfilmen sehen, wird extra für den Film komponiert.

Ist der Film oder die Episode nun fertig, dann sind wir Zuschauer dran. Unsere Aufgabe: staunen, wie schön doch die Welt ist.

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